Kochtraining „Guter Geschmack in Grün“ bei VDSKC-Mitgliedern Abraxas und BlauArt

Ende März war ProVeg mit seinem inspirierenden Kochtraining „Guter Geschmack in Grün“ für Schulcaterer bei den VDSKC-Mitgliedern ABRAXAS DIE KÜCHE in Berlin und bei BlauArt Catering in Potsdam zu Gast. Nach theoretischem Input zu den Basics der pflanzlichen Küche ging es jeweils direkt zur praktischen Umsetzung an den Herd.

Die Basics der pflanzlichen Küche

Zunächst beschäftigten sich die Teilnehmenden mit theoretischen Grundlagen. Fakten rund um Ernährungsentscheidungen und ihre Auswirkungen, beispielsweise auf Gesundheit und Umwelt, lieferten gute Gründe für mehr pflanzliche Gerichte auf dem Speiseplan. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für das Mittagsangebot an Schulen maximal einmal pro Woche Fleisch (1). Da Eiweiß (Protein) für vollwertige, sättigende Mahlzeiten aber natürlich gebraucht wird, wurde insbesondere pflanzlichen Proteinquellen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Durch neue und vielfältige Kombinationen von Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchten können immer neue Gerichte entstehen, die den Schüler:innen schmecken und gut für ihre Gesundheit und den Planeten sind. Zusätzlich lernten die Teilnehmenden Nahrungsmittel kennen, die bisher keine Verwendung in ihrer Küchenpraxis gefunden hatten. So wurde etwa das indische Schwefelsalz Kala Namak probiert, das geschmacklich (zur großen Überraschung aller) dem Hühnerei sehr nahe kommt.

Von der Theorie in die Praxis

Mit dem neu erworbenen Wissen ging es in die Küche. Dort kochten die Teilnehmenden bis zu 16 vielfältige Veggie-Gerichte. ProVegs Schulungsköche Marcel Schwarz (in Berlin) und Gagan Tangri (in Potsdam) standen den Teilnehmenden dabei stets mit Rat und Tat zur Seite. Das Endergebnis konnte sich sehen lassen: Als Hauptgerichte wurden Linsenragout mit Gnocchi, Rote-Bohnen-Burger mit Coleslaw, Seitangulasch mit Pilzen und Vollkornspirelli, Pizzakuchen, Wraps und Focaccia aufgetischt. Ergänzt wurde das Angebot mit Salaten, Nachspeisen und Extras wie selbstgemachter veganer Mayonnaise und Hirse-Erbsen-Bällchen.

Die Teilnehmenden von ABRAXAS DIE KÜCHE in Aktion (Bild: ProVeg)

Der große Taste-Test

Auf das Kochen folgte das gemeinsame Probieren der Gerichte, die auf einem großen Buffet zusammengetragen wurden. „Die Hauptsache ist, dass es schmeckt“, da war man sich einig. Und die pflanzlichen Gerichte konnten auf voller Linie überzeugen was die eine oder den anderen durchaus positiv überraschte. Ob Klassiker wie Kartoffelsalat neu interpretiert oder Seitan als für einige bisher unbekannte Zutat, kulinarische Highlights gab es viele. 

Umsetzbarkeit im Caterer-Alltag

Teils beim Kochen, teils beim Probieren ging es um die konkrete Umsetzbarkeit der in diesem Inspirationsworkshop zubereiteten Gerichte im Alltag der Schulcaterer. Welche Rezepte können wie glutenfrei zubereitet werden? Wie muss ein Gericht vorbereitet und transportiert werden, damit es auch vor Ort noch durch Geschmack und Textur überzeugt? Außerdem ging es um den Ersatz von Nüssen durch Ölsaaten, da Nüsse in der Berliner Schulverpflegung nicht erlaubt sind (2). Kreativ, pragmatisch und konstruktiv wurde überlegt, ausprobiert und über die besten Lösungen beraten.

Fazit

Wandel findet zuerst im Kopf statt: Ziel von ProVeg war es, mit diesem Angebot zu inspirieren, mit gutem pflanzlichen Geschmack zu überzeugen und so die Tür für nachhaltigen Wandel in den Schulmensen zu öffnen. Nach dem Kochtraining fühlten sich 85 % der Teilnehmenden kompetent in der Zubereitung pflanzlicher Gerichte, über 90 % gaben an, keine Vorbehalte gegenüber pflanzlichen Gerichten mehr zu haben, und mehr als 95 % sagten, sie hätten wertvolle Erfahrungen bezüglich pflanzlicher Küche sammeln können.  Nun geht es um die konkrete Umsetzung im großen Stil. Für die weiteren Schritte steht das Team von ProVeg gerne beratend zur Seite und freut sich schon auf die nächsten Teilnehmenden bei „Guter Geschmack in Grün“.

Die Teilnehmenden des Kochtrainings bei BlauArt Catering in Potsdam (Bild: ProVeg)

Die Teilnehmenden des Kochtrainings bei ABRAXAS DIE KÜCHE in Berlin (Bild: ProVeg)

Auch Sie möchten an unserem Kochtraining „Guter Geschmack in Grün“ teilnehmen oder haben Fragen zu unserem Schulprogramm? Melden Sie sich gerne per Mail an [email protected].

Interview zur veganen Schulverpflegung und zur Elterninitiative „Mehr Pflanzenkraft für Schulen!“

Ann-Marie Orf und Sarah Kalyanii Bihari aus Berlin haben die Initiative „Mehr Pflanzenkraft für Schulen!“ ins Leben gerufen. Wir wollten wissen, was es damit auf sich hat und welche Tipps sie für Eltern veganer Schulkinder haben.

Viele Eltern stoßen auf Widerstand, wenn sie beim Schul-Caterer nach veganem Essen für ihre Kinder fragen. Was sind hier typische Probleme und welche Erfahrungen habt ihr selbst gesammelt?

Kaly: Manchmal wird die Lieferung rundheraus verweigert, ohne große Erklärungen. Es gibt aber zum Beispiel auch Caterer, die Eltern raten, sich ein Attest zu holen und so nachzuweisen, dass aus gesundheitlichen Gründen vegan gegessen werden muss – obwohl sie wissen, dass keine gesundheitlichen Gründe vorliegen. Darauf sollte man sich meiner Meinung nach nicht einlassen, denn zum einen wollen wir ja, dass klar ist, dass es hier um ethische und ökologische Aspekte geht, und zum anderen sprechen wir hier über ein Falschattest. Das ist keine Kleinigkeit und es dürfte ohnehin schwer sein, Ärzt:innen zu finden, die bei so was mitmachen. (…)


Ann-Marie: Und natürlich ist es nicht sehr hilfreich, wenn veganem Essen mit dem Hinweis darauf eine Absage erteilt wird, dass es bei zwei Menülinien ja jeden Tag mindestens ein vegetarisches Essen gibt. Das kommt auch öfter mal vor. Da fehlt jedes Verständnis dafür, dass ein vegetarisches Essen für ein Kind, das vegan leben möchte, keine Option ist. 

Meine Erfahrung ist, dass man mit guter Kommunikation oft weiterkommt, wenn man hartnäckig bleibt. Ich hatte das auch schon, dass es eines gewissen Verhandlungsvorlaufs bedurfte, bis veganes Essen für meinen Sohn geliefert wurde. Dann lief es allerdings wirklich gut. Mit dem aktuellen Caterer an der Schule meines Sohnes gab es überhaupt keine Probleme, da ist veganes Essen ganz einfach als Sonderkost bestellbar. Das ist zwar noch weit weg vom Idealzustand, im Moment aber das Best-Case-Szenario. (…)

Was ratet ihr Eltern, deren Kindern veganes Essen vom Schul-Caterer verweigert wird?

Kaly: Ich glaube, im Endeffekt muss da jede Familie ihren eigenen Weg finden. Ich finde es falsch, sich auf die Attest-Sache einzulassen, aber ich kenne Eltern, für die war das die richtige Lösung. Die hatten einfach keine Nerven, diesen Kampf zu führen, und das kann ich sehr gut verstehen. Da gibt es im Moment einfach noch Stolpersteine, die es nicht geben dürfte. Das ist schon wirklich verrückt: Es gibt nichts Effektiveres, was wir als Einzelne zum Schutz der Umwelt und des Klimas tun können, als auf eine rein pflanzlicheErnährung umzustellen. Das Gemeinwohl profitiert also von jedem einzelnen Menschen, der vegan lebt – und trotzdem wird es Veganer:innen in vielen Settings immer noch so schwer gemacht.

Ann-Marie: (…) Wir leisten als vegane Menschen durch unsere Lebensweise einen ganz entscheidenden Beitrag zur Gesellschaft und gerade auch als vegane Eltern sind wir Vorbilder, und das nicht nur für unsere Kinder. Mit diesem Selbstbewusstsein und diesem Gefühl für Selbstwirksamkeit sollten wir in schwierige Gespräche gehen, finde ich. Mir hilft da auch der Gedanke sehr, dass es mit jedem Stolperstein, der aus dem Weg geräumt wird, leichter für alle wird, die nachkommen. Und je leichter es wird, vegan zu leben, auch mit und als Familie, desto mehr Menschen werden das auch tun. Denn dass es viele gute Gründe dafür gibt, ist inzwischen wohl den meisten klar.

Kaly: Wichtig ist auf jeden Fall, zu wissen, dass es einen Anspruch auf Selbstversorgung gibt, der durch die Freiheitsrechte geschützt ist. Verweigert der Caterer veganes Essen, dürfen die Eltern ihrem Kind also jeden Tag Essen mit in die Schule geben. Das bedeutet für die Eltern aber natürlich in jedem Fall einen zeitlichen Mehraufwand. Wenn das Schulessen nicht in Anspruch genommen wird, ist es außerdem wichtig, sich von den Kosten dafür befreien zu lassen – nicht nur, um selbst finanzielle Einbußen zu vermeiden, sondern auch, um eine Verpflegung mit Tierprodukten in der Schule nicht mitzufinanzieren. Die Befreiung kann ganz problemlos vonstattengehen, es kann aber auch rechtlicher Beistand notwendig werden, wenn sich die Verantwortlichen querstellen. (…)

Ann-Marie: Für viele ist die Selbstversorgung momentan die beste Lösung, hier muss sich aber grundsätzlich was ändern. Es muss ganz normal und einfach werden, in der Schule wirklich klima- und tierfreundlich zu essen, wofür sich ja auch Aktion Pflanzen-Power ganz toll einsetzt. Wenn wir das erreichen wollen, müssen wir aber insgesamt mehr Druck aufbauen. Da ist individueller Aktivismus total wichtig. Es zählt also jede:r Einzelne, der:die sich intensiv mit dem Caterer auseinandersetzt, die Schulleitung involviert, andere Eltern und Lehrkräfte mobilisiert, das Thema beim Elternabend auf die Agenda setzt, versucht, die Presse für das Thema zu interessieren, die lokalen Verantwortlichen anschreibt usw. usw. Und natürlich ist auch der Klageweg eine Option, wenn man persönlich betroffen ist, denn stellvertretend kann nicht geklagt werden. (…)

Ihr habt die Initiative „Mehr Pflanzenkraft für Schulen!“ gegründet. Was hat es damit auf sich?

Kaly: Mit der Initiative wollen wir einerseits erreichen, dass es ganz einfach wird, in der Schule durchgängig vegan zu essen, aber auch, dass ganz allgemein in der Schulverpflegung noch stärker auf Pflanzliches gesetzt wird. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) hat durch ihren Qualitätsstandard für die Verpflegung in Schulen einen maßgeblichen Einfluss darauf, was in den Schulen auf den Tisch kommt, daher steht sie im Fokus unserer Initiative. (…)

Könnt ihr kurz erläutern, wie ihr die Situation rund um die DGE und ihren Einfluss auf die Schulverpflegung aktuell seht?

Kaly: Tatsächlich ist die Ausgangslage hier in Deutschland im internationalen Vergleich ganz gut. Es wird ja gern auf die DGE geschimpft, da hat sich in den letzten Jahren aber wirklich viel getan. (…)

Ann-Marie: Ganz allgemein stünden wir in Deutschland nicht schlecht da, wenn die DGE-Standards für die Gemeinschaftsverpflegung flächendeckend umgesetzt würden, das ist aber leider nicht der Fall. Der Schulstandard ist derzeit nur in wenigen Bundesländern verbindlich, unter anderem in Berlin. (…) Dass hier auf lokaler Ebene angesetzt werden muss, ist eine wichtige Erkenntnis für alle, die im Bereich Schulverpflegung etwas bewegen wollen, denke ich. Mit lokal ist hier übrigens auch nicht zwangsläufig die Länderebene gemeint – hier können auch einzelne Städte vorpreschen. In Tübingen beispielsweise gibt es seit dem Schuljahr 2021/2022 nur noch 1 x die Woche Fleisch oder Fisch, das hat die Stadt so entschieden.

Ist zu erwarten, dass es vegane Kinder in der Schule in Zukunft einfacher haben?

Ann-Marie: Eine durchgängige vegane Verpflegung wird wohl nicht den Status erhalten, den wir uns wünschen, solange die DGE eine vegane Kinderernährung nicht empfiehlt. Dabei muss man sich allerdings klarmachen, dass sie nicht ausdrücklich davon abrät, sondern sich einfach zurückhaltend äußert, weil sie der Ansicht ist, dass die Datenlage immer noch unzureichend ist und deshalb aktuell keine „zufriedenstellende Einschätzung“ vorgenommen werden kann. Auf diesen Einwand, das DGE-Positionspapier „Vegane Ernährung“ von 2016 und die Ergänzung dazu aus dem Jahr 2020 gehen wir in unseren Schreiben an die DGE auch ein.

Das Interview in voller Länge (in dem es auch um die spezifische Situation in Berlin geht) sowie alle anderen Infos zu dieser Initiative und die zugehörige Korrespondenz findet ihr unter diesem Link: 
https://www.meatthetruthforyourkids.com/pflanzliche-re-schulverpflegung-initiative/

Weitere Informationen zur veganen Schulverpflegung: https://ecodemy.de/magazin/vegane-schulverpflegung/

Bildquelle: Ann-Marie Orf und Sarah Kalyanii Bihari

Interview über die Schulverpflegung von morgen

Prof. Dr. Volker Peinelt leitete 14 Jahre lang das Referat Gemeinschaftsgastronomie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Anschließend war er über 20 Jahre an der Hochschule Niederrhein aktiv und entwickelte unter anderem ein Konzept für eine hochwertige Schulverpflegung. Er war einer der beiden wissenschaftlichen Leiter des 2015 veröffentlichten „Handbuchs der Gemeinschaftsgastronomie“, das mit über 60 Autorinnen und Autoren alle wichtigen Bereiche abdeckt. Im Interview spricht er über seinen Ansatz, die Schulverpflegung in Deutschland zu optimieren.

Herr Prof. Dr. Peinelt, warum braucht es Ernährungsunterricht und Lehrküchen in Schulen?

Es geht hierbei um die Vermittlung von Ernährungswissen und Geschmackserfahrungen sowie praktischen Fertigkeiten bei der Zubereitung von Gerichten. Die Schülerinnen und Schüler sollten lernen, gesunde und schmackhafte Menüs zusammenzustellen und dies in einer Lehrküche auch ausprobieren dürfen. Nur wenn Kinder über Jahre zu Ernährungsthemen geschult werden, können bessere Ernährungsgewohnheiten dauer­haft geprägt werden.

Wir werden oft gefragt, ob es nicht am besten sei, direkt in der Schule frisch zu kochen anstatt sich das Essen liefern zu lassen.

Unter optimalen Voraussetzungen ist die Frischkost das beste Produktionssystem. In Japan funktioniert das einwandfrei, nicht aber in Deutschland. Wir haben nicht genügend Küchenfachkräfte: Die Zahl der Auszubildenden geht kontinuierlich zurück und die Abbruchquote ist sehr hoch (circa 60 %)[1]. Außerdem ist der Investitions- und Raumbedarf bei dieser Kostform am höchsten – sowie übrigens auch die Hygiene-Anforderungen. Hinzu kommt, dass Schulen keine Essenspflicht haben und vor allem in den weiterführenden Schulen oft weniger als 10 % der Kinder am Essen teilnehmen. Somit würden sich die Kosten für ein Frischkost-Essen auf bis zu 10 € belaufen [2]. Welche Eltern können sich das leisten? Der Staat müsste dieses System massiv subventionieren und viele Voraussetzungen erst einmal schaffen, ist dazu aber nicht bereit. Daher wäre ein temperaturentkoppeltes System an Schulen zu bevorzugen: „Cook & Chill“ oder „Cook & Freeze“ sind solche Verfahren, bei denen das Essen zentral zubereitet und an der Schule nur noch erwärmt werden muss. Die Qualität dieser Gerichte ist mit der von Frischkost vergleichbar.

Wie kann das Verpflegungssystem an Schulen optimiert werden?

Wir müssen wegkommen von schulspezifischen und unprofessionellen Lösungen. Stattdessen müsste die Schulverpflegung in größerem Maßstab organisiert werden, mindestens auf kommunaler Ebene. Der Aufwand ist viel zu hoch, wenn jede Schule das Rad neu erfindet. Aber leider wird es in Deutschland genau so gehandhabt, obwohl es qualifizierte Caterer mit dem System der Temperaturentkopplung gibt, die viele Schulen beliefern könnten. Das wäre rationeller, kostengünstiger und qualitativ hochwertig.

Was sollte aus Ihrer Sicht an der Schulverpflegung am dringendsten geändert werden?

Wegen gravierender Schwachstellen in der Schulverpflegung kann nur eine Zertifizierungspflicht auf Basis einer umfassenden Prüfung Abhilfe schaffen, die alle wesentlichen Aspekte abdeckt. Die Qualitätsstandards der DGE können da als Einstieg dienen[3]. Der Prüfkatalog muss aber wesentlich umfangreicher sein. Eine solche Zertifizierung mit jährlichen Folgeprüfungen könnte ein dauerhaft hohes Niveau der Schulverpflegung sicherstellen. Die Hochschule Niederrhein hat ein solches Konzept entwickelt, das inzwischen vom TÜV Rheinland angewendet wird. Es könnte in kurzer Zeit in ganz Deutschland eingeführt werden, wobei pro Essen nur lediglich 1 Cent (!) Mehrkosten anfielen[4]. Da eine Zertifizierungspflicht aber fehlt, kann jede Schule ihr eigenes Konzept umsetzen. Fehlende Kontrollen haben zur Folge, dass Hygienekonzepte nur in etwa der Hälfte der Schulen vorhanden sind – von anderen Schwachstellen ganz zu schweigen. Dies müsste eigentlich zur Schließung zahlreicher Schulmensen führen.

Welche gravierenden Probleme sehen Sie noch?

Die genannten Schwachstellen hängen mit dem Professionalisierungsgrad zusammen, der in der Schulverpflegung einer der schlechtesten in der gesamten Branche ist. Das starke Nachwuchsproblem kann nur durch personalsparende Systeme wie der Temperaturentkopplung gelöst werden. Die massenhafte Umsetzung scheitert unter anderem auch an der geringen Zahlungsbereitschaft. Deshalb gibt es hierzulande so viele Warmverpflegungsangebote, also Essen, das in Zentralküchen gekocht, warm angeliefert und dann noch in den Schulen warm gehalten wird – insgesamt bis zu 6 Stunden. Außerdem glauben viele Eltern, die Schulverpflegung selbst managen zu können und unterschätzen dabei die Komplexität und die Erfüllung rechtlicher Anforderungen. Ein großes Problem ist natürlich auch, dass sich der Staat nicht wirklich um das Thema kümmert. Zwar gibt es Vernetzungsstellen in den Bundesländern, doch können sie nur wenig bewirken. Dabei ließe sich eine hohe Qualität leicht finanzieren: Wenn für jedes Essen 5 € vom Staat gezahlt würde (Vollkosten), entstünden bei 3,2 Millionen Schülerinnen und Schülern[5] und einer Essensteilnahme von durchschnittlich 30 % bei angenommenen 220 Schultagen Gesamtkosten von circa einer Milliarde € pro Jahr. Das wären nur 8,8 % der Subventionierung klimaschädlicher Dienstwagen in Deutschland[6]. Dies zeigt die Prioritäten deutscher Politik.

Sie sagen, dass Qualitätsanforderungen nicht nur für das Mittagessen, sondern auch für die Pausenverpflegung beziehungsweise den Kioskverkauf aufgestellt und kontrolliert werden sollten. Wie können Schulen das umsetzen?

Eine Umsetzung ist am besten möglich, wenn ein qualifizierter Dienstleister verpflichtet wird, auch dieses Segment zu bedienen. Was Schulen dabei beachten müssen, steht zum Beispiel im DGE-Qualitätsstandard. Eine Kontrolle des Dienstleisters könnte am besten im Rahmen der Zertifizierung erfolgen. Auf keinen Fall sollte ungeschultes Personal den Verkauf übernehmen. Die Angebotsqualität ist dann erfahrungsgemäß schlecht.

Geht es bei der Zertifizierung auch um Nachhaltigkeit?

Die vom TÜV Rheinland durchgeführte Zertifizierung legt auch großen Wert auf die Nachhaltigkeit[7]. Eine Schule kann im Erfolgsfall sogar ein eigenes Nachhaltigkeits-Zertifikat erhalten. Erforderlich sind dafür gute Ergebnisse in allen Bereichen der Nachhaltigkeit: Gesundheit, Ökologie, Wirtschaft und Soziales. Die Kriterien hierfür beziehen sich zum Beispiel auf das Speisenangebot, die Herkunft der Lebensmittel (Öko-Landbau), Maßnahmen zur Reduzierung des Speiseabfalls oder Schulungen in Sachen Nachhaltigkeit.

Vielen Dank für das Interview, Prof. Dr. Peinelt.


Veggie-Schule in Freiburg: Hier kochen die Kinder mit

Die Kapriole in Freiburg im Breisgau ist eine von etwa 100 freien Alternativschulen in Deutschland. Für die rund 150 Schülerinnen und Schüler stehen ausschließlich vegan-vegetarische Gerichte auf dem Speiseplan. Im Interview erzählen die Köchin Maike Weis und die Lehrerin Sabine Herzmann, warum sich die Schule für die Veggie-Küche entschieden hat und wie diese bei den Kindern ankommt.

Wie fügt sich das vegan-vegetarische Küchenkonzept in das Gesamtkonzept der Kapriole ein?
Sabine Herzmann: Die Kinder an der Kapriole haben die Freiheit zu lernen, wann, wo, was, wie und mit wem sie wollen. Als freie demokratische Schule gehen wir außerdem respektvoll und verantwortlich miteinander, mit unserer Umgebung und mit der Welt um. Die Frage, wie wir uns ernähren, ist ungemein vielschichtig. Sie reicht von unserer persönlichen Gesundheit über globale Gerechtigkeit bis hin zum Klimawandel. Eine vegan-vegetarische Schulküche ist eine naheliegende Umsetzung dieser Werte und hat sich deshalb ganz natürlich in die Entwicklung der Schulgestaltung eingefügt.

Wie werden die Schülerinnen und Schüler in die Menüauswahl und die Essenszubereitung einbezogen?
Maike Weis: Die Schülerinnen und Schüler können jederzeit Lob und Kritik an der Menügestaltung äußern. Spezielle Essenswünsche werden nach Möglichkeit in die Tat umgesetzt. Die Küche steht kleinen und großen Helferinnen und Helfern fast immer offen. Zusätzlich gibt es Projekttage zum Thema Kochen, beispielsweise um den Aspekten „gesund“ und „saisonal“ nachzugehen.

Sabine Herzmann: Auf Schulfahrten versorgen wir uns selbst. Hier werden Kochgruppen gebildet, die individuell entscheiden, was sie zubereiten möchten. Außerdem gibt es einen Backclub und regelmäßige Backangebote. Die selbst gemachten Leckereien werden dann in der Schule verkauft, um die Zutaten zu finanzieren. Auch an dieser Stelle können die Kinder Wünsche äußern, gemeinsam Rezepte aussuchen und diese nach Belieben mit alternativen Zutaten gestalten.

Wie sieht das Angebot an pflanzlichen Gerichten aus?
Maike Weis: Das Essen ist immer vegetarisch, zusätzlich gibt es eine vegane Option. Außerdem stehen eine glutenfreie Alternative sowie Vollkornprodukte zur Wahl. Wichtig ist vor allem, dass die Mahlzeiten ausgewogen sind. Bunte Salate mit Sprossen, Rohkost und gerösteten Nüssen machen Appetit und Lust auf Gesundes. Mit einer abwechslungsreichen Auswahl an Soßen, Pestos und Dips bieten wir für etwas für jeden Geschmack. Unsere Zutaten stammen zu 100 % aus biologischem Anbau. Das meiste Obst und Gemüse beziehen wir sogar direkt aus der Region.

Wie wird das Thema fleischfreie Ernährung in den Unterricht integriert?
Sabine Herzmann: In der Auseinandersetzung mit ihren eigenen Lebens- und Ernährungsgewohnheiten kommen Schülerinnen und Schüler immer wieder auf das Thema. So bringen sie es entweder selbst in die Schulgemeinschaft ein oder stoßen im Rahmen verschiedener Themenschwerpunkte darauf. Beschäftigen wir uns beispielsweise mit Landwirtschaft oder Klimawandel, kommt die vegetarisch-vegane Lebensweise zur Sprache. Auch im Fach „Gesundheit und Soziales“ sowie beim gemeinsamen Backen im Backclub stellen wir den Bezug her.

Welche Herausforderungen und welche Chancen sehen Sie für die vorwiegend pflanzliche Schulverpflegung?
Maike Weis: Ohne Fleisch zu kochen ist gar kein Problem. Milchalternativen sind manchmal etwas ungewohnt für den Geschmackssinn der Kinder, aber mit ein paar kleinen Tricks lassen sich auch diese problemlos in den Menüplan einbauen. Besonders einfach ist veganes Backen: Kuchen und Co. schmecken allen gut.
Vegetarisch zu essen ist mittlerweile ja schon etwas gesellschaftlich Normales geworden. Daher hoffe ich, dass in Zukunft eine fleischfreie Schulverpflegung Alltag wird und die Kinder schon in der Schule lernen und erfahren, wie einfach es ist, sich gesund und nachhaltig zu ernähren.

Nachhaltigkeit hört beim Essen nicht auf: Die Kapriole möchte in diesem Jahr die Schule um ein weiteres Gebäude in ökologischer Holzbauweise ergänzen und freut sich über Unterstützung.

Vielen Dank für das Interview, Frau Weis und Frau Herzmann.

ProVeg brachte erneut Akteurinnen und Akteure der Schulverpflegung zusammen

ProVeg lud mit seiner Veranstaltung „Neue Ansätze für die Schulverpflegung“ im Dezember 2018 verschiedene Beteiligte und Interessierte aus dem Bereich der Gemeinschaftsverpflegung ein, um über Herausforderungen und Potenziale einer pflanzlichen Küche in deutschen Schulen zu diskutieren.

Schulverpflegung in Deutschland – ein komplexes Thema, an dem viele Beteiligte mitwirken. Von Eltern über Politik bis hin zu Cateringunternehmen: Alle versuchen, etwas dazu beizutragen, das tägliche Mittagessen der Schülerinnen und Schüler gesund und ansprechend zu gestalten. Um den Austausch zwischen den Beteiligten zu ermöglichen und neue Impulse für den Ausbau der pflanzlichen Küche zu geben, lud ProVeg im Rahmen des neuen Schulprogramms „Leckeres Essen für alle“, zu dem auch die Aktion Pflanzen-Power gehört, zu einer Informationsveranstaltung.

Theorie und Praxis

Am Morgen zeigte Schulungskoch Stephan Giannangeli den Teilnehmerinnen und Teilnehmern in einem praktischen Kochworkshop die Möglichkeiten einer klimafreundlichen Küche auf. Am Nachmittag lud ProVeg in die Räumlichkeiten des kürzlich eröffneten ProVeg-Incubators, um mit Vorträgen und Diskussionsrunden auf die vielfältigen Möglichkeiten pflanzlicher Schulverpflegung einzugehen. Das Publikum war bunt gemischt: Vertreterinnen und Vertreter von kleinen und großen Cateringunternehmen, der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und andere brachten verschiedene Perspektiven in die Thematik ein und ermöglichten damit einen regen Austausch.

Immer noch „Hin & Veg“ – Sodexo will noch mehr Pflanzliches

Nach einer kurzen Einführung von Katleen Haefele, Leiterin von ProVeg Food Services, zu Potenzialen und Vorteilen einer pflanzlichen Küche in der Gemeinschaftsverpflegung, übernahm Heiko Höfer von Sodexo das Wort. Sodexo, eines der größten Cateringunternehmen weltweit, hatte im Mai 2018 mit seiner Aktionswoche „Hin & Veg“ ein pflanzliches Menü-Angebot an Schulen in ganz Deutschland getestet. Diese Kooperation war durch unsere vorherige Informationsveranstaltung ins Rollen gekommen. Laut Höfer waren die Gerichte der Aktionswoche auf großes Interesse gestoßen und die Rückmeldungen der Schülerinnen und Schüler äußerst positiv ausgefallen. „Dieser Erfolg hat meine Neugier geweckt, weshalb ich zuletzt meinen eigenen Fleischkonsum stark reduziert habe. Und ich bin begeistert – die Umstellung wirkt sich unheimlich positiv auf meine Gesundheit aus und gibt mir ein ganz neues Körpergefühl”, so Höfer. Des Weiteren betonte er in seinem Vortrag auch den Tierwohl-Aspekt.
Sodexo hat erkannt, dass viele Gründe dafür sprechen, den Fokus verstärkt auf die pflanzliche Küche zu legen. Neue Veggie-Optionen und vor allem eine noch engere Zusammenarbeit mit ProVeg sind deshalb geplant.

Vegetarische Qualitätsstandards der DGE

Auch die DGE war auf der Veranstaltung vertreten: Dr. Ernestine Tecklenburg ist Leiterin des Referats Gemeinschaftsverpflegung und Qualitätssicherung und stellte die von ihr mitentwickelten Kriterien für eine ovo-lacto-vegetarische Menülinie vor. Frau Tecklenburg gab Tipps, wie sich die Kriterien umsetzen lassen und betonte, dass es in der Schulverpflegung möglich ist, alle zu erreichen und durch das gemeinsame Mittagessen ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen. Außerdem sprach sie sich dafür aus, Veggie-Gerichte ganz oben auf dem Speiseplan zu platzieren, damit sie nicht als zweitklassige Alternative wahrgenommen werden.

Voneinander lernen

Nach den informativen Vorträgen wurden alle Teilnehmenden in einem interaktiven Workshop ermutigt, ihre Erfahrungen und Meinungen auszutauschen. In kleinen Gruppen debattierten sie über die Potenziale einer verstärkt pflanzlichen Schulverpflegung und wie diese mit neuen Ansätzen und geschickten Kommunikationsstrategien umgesetzt werden kann. So waren beispielsweise viele Gäste inspiriert von Stefan Gerhardts Konzept: In seinen Frischküchen kochen er und sein Team nicht nur gesund und vollwertig, sie vermitteln den Kindern in Koch-AGs einen Bezug zu ihrem Essen und klären an Informationstafeln über die ökologischen und ethischen Vorteile pflanzlicher Ernährung auf.

Auch wenn der Weg zu einem flächendeckenden Angebot vollwertiger vegetarisch-veganer Gerichte in deutschen Schulen noch ein langer ist – die meisten Teilnehmenden verließen die Informationsveranstaltung motiviert und mit neuen Impulsen. 2018 war die Aktion Pflanzen-Power an knapp 30 Schulen; auch für 2019 sind zahlreiche Aktionstage mit Kindern sowie Kochworkshops für Cateringunternehmen geplant. Volle Pflanzenkraft voraus für eine gesündere Ernährung an deutschen Schulen!

Veggie im Großformat: Interview mit Mensakoch Stefan Gerhardt

Mehr als 1.000 hungrige Bäuche füllen Stefan Gerhardt und sein Team täglich. In den beiden Frischküchen in der Region Braunschweig, die er gemeinsam mit seiner Frau betreibt, kommt viel Gesundes auf den Speiseplan. Nicht nur weil es gut schmeckt, sondern weil er vom Konzept der pflanzlichen Küche überzeugt ist.

Auf Ihrem Mensa-Speiseplan steht täglich auch ein veganes Gericht. Was hat Sie dazu bewogen, eine rein pflanzliche Menü-Linie anzubieten?
Meine Frau und ich versuchen, so nachhaltig wie möglich zu leben. Wir haben den Verzehr tierischer Produkte sehr stark reduziert. Unsere Tochter lebt seit 2016 vegan, auch das war einer der Gründe, fleischfreies Essen in das Speisenangebot aufzunehmen. Uns ist es wichtig, ein Zeichen gegen Massentierhaltung und Klimawandel zu setzen – und da ist die pflanzliche Küche wunderbar geeignet.

Wie wirkt sich die Einführung einer rein pflanzlichen Menü-Linie auf die Arbeitsorganisation in der Küche aus?
Zu Beginn bedarf es einer intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik. Ich musste mir beispielsweise überlegen, welche Alternativen für Milch und Eier infrage kommen. Ist eine vegane Menü-Linie dann einmal etabliert, ist es leicht. Viele Allergene wie Laktose (Milchzucker) und Ei sind in pflanzlicher Kost nicht enthalten, was die Arbeitsorganisation vereinfacht. Außerdem lassen sich mischköstliche Gerichte oftmals auch recht unkompliziert in eine pflanzliche Variante umwandeln. Kein Grund also, auf beliebte Klassiker zu verzichten.

Wie führen Sie Schülerinnen und Schüler an pflanzliche Gerichte heran und wie sind die Reaktionen?
Die Nachfrage nach dem veganen Angebot schwankt stark und hängt vom angebotenen Menü ab. Generell reagieren die Schülerinnen und Schüler aber gut auf die Veggie-Gerichte. Gibt es beispielsweise Lahmacun, wählen fast die Hälfte der Schülerinnen und Schüler die pflanzliche Alternative. Die Akzeptanz hat auch viel damit zu tun, wie die Speisen präsentiert werden. Wenn ich auf dem Pausenbrot Käse und Co. mit einem leckeren pflanzlichen Aufstrich ersetze, ohne es spezifisch als „vegan“ anzupreisen, wird es einfach gegessen. Es geht also auch darum, vegane Vorurteile abzubauen.

Wir stehen hinter dem, was wir tun, und kommunizieren es nach außen. Unter dem Titel „Verpflegung für das Klima“ wurde unser Angebot kürzlich in einer Zeitung dargestellt. Diesen und weitere Artikel zum Thema hängen wir an unserer Pinnwand auf. Wir wollen, dass die Schülerinnen und Schüler darüber informiert werden, welchen Einfluss ihre Ernährungsgewohnheiten haben. Denn Massentierhaltung und das damit verbundene Leid finden Kinder überhaupt nicht gut.

Was würden Sie anderen Caterern empfehlen, die ebenfalls ein pflanzliches Angebot etablieren möchten?
Zunächst: Selbst gut vegan essen zu gehen. Sich überraschen zu lassen, wie vielfältig pflanzliches Kochen sein kann und wie gut es schmeckt. Nur wenn ich selbst von veganer Küche überzeugt bin, kann ich sie auch langfristig erfolgreich etablieren. Es ist natürlich erst einmal ungewohnt – neue Zutaten und Zubereitungsmethoden finden ihren Weg in die Küche und das Küchenpersonal muss sich umstellen. Hier gilt es, viel Geduld und Verständnis für mögliche Schwierigkeiten mitzubringen. Und genauso muss auch den Schülerinnen und Schülern Zeit gegeben werden, sich an die neue Auswahl zu gewöhnen. Ich bin immer wieder positiv überrascht, auf wie viel Offenheit und Neugier Veggie-Gerichte treffen, wenn sie richtig zubereitet und präsentiert werden. Das Wichtigste ist daher, sich stets bewusst zu machen, warum die pflanzliche Küche so wertvoll ist – und dann den Mut zu fassen, Neues zu wagen.

Vielen Dank für das Interview, Herr Gerhardt.

ProVeg Food Services

ProVeg bietet Schulungen und Beratung für Catering-Unternehmen an. Wenn Sie Ihre Großküche auch mit mehr Pflanzen-Power bereichern wollen, aber nicht wissen, wie Sie damit am besten anfangen, stehen wir Ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Und auch wenn Sie sich schon gut in der Veggie-Küche auskennen – in den abwechslungsreichen Modulen finden auch erfahrene Köchinnen und Köche neue Inspiration. Egal ob Sie für Studentenwerk, Großkantine oder kleine Schulküche den Kochlöffel schwingen, kontaktieren Sie uns!

Veggie-Aktionswoche an deutschen Schulen: Interview mit Heiko Höfer von Sodexo

Das Unternehmen Sodexo bietet vielfältige Dienstleistungen für Unternehmen, Gemeinden und Bildungseinrichtungen an. Dazu zählt auch die Schulverpflegung. Anfang Juni 2018 fand in Zusammenarbeit mit Aktion Pflanzen-Power eine bundesweite Aktionswoche mit pflanzlichen Menü-Angeboten statt. Heiko Höfer ist bei Sodexo als Regionaldirektor Nord für den Bereich Schulen und Universitäten verantwortlich und verrät im Interview, was es mit der Veggie-Aktionswoche auf sich hat.

Herr Höfer, Sodexo hat kürzlich eine Aktionswoche mit vegetarischen und veganen Gerichten durchgeführt. Wie war die Nachfrage der Aktionsgerichte?

Im Rahmen unserer Aktionswoche „Hin & Veg“ wurden die vegetarischen und veganen Aktionsgerichte insgesamt 68.669 Mal bestellt. Damit liegt der Anteil bei mehr als 20 % aller Bestellungen. Wir freuen uns sehr darüber, dass die Aktion so viel Anklang gefunden hat und überdurchschnittlich gut angenommen wurde. Zu den Favoriten gehörten Gerichte wie Germknödel mit einer Bestellquote von 40 % und vegane Burger mit 34 %.

 Wie kam es zu der Aktionswoche und der Zusammenarbeit mit ProVeg?

Auf die Organisation bin ich durch eine Informationsveranstaltung von ProVeg im Dezember 2016 aufmerksam geworden. Seitdem stehen wir in regelmäßigem Kontakt. Da ein vegetarisches und veganes Ernährungsangebot in der Kinder- und Schulspeisung eine immer wichtigere Rolle spielt und Sodexo pro Jahr 3–4 Aktionen zu den unterschiedlichsten Themen durchführt, waren wir sehr aufgeschlossen für eine Kooperation mit ProVeg. Die Aktion „Hin & Veg“ wurde Mitte des letzten Jahres durch uns geplant und mit der Unterstützung von ProVeg bei der Erstellung der Rezepturen, beim Probekochen und bei der Begleitung durch Aktionstage in ausgewählten Schulen umgesetzt.

Welche Rückmeldungen hat Sodexo nach der Aktionswoche erhalten?

Die Rückmeldungen, die uns erreicht haben, waren durchweg positiv. Sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch die Eltern und Lehrkräfte waren begeistert von der Aktion. So erreichte uns zum Beispiel folgendes Feedback aus Radebeul: „Die vegan-vegetarische Woche ,Hin & Veg‘ am Luisenstift Gymnasium fand meine Tochter sehr lecker! Bitte mehr davon, auch im normalen Schulalltag, und weniger Fleisch.“ Wie wichtig ein vegetarisches und veganes Angebot gerade auch für die Eltern ist, zeigt diese Rückmeldung aus Schmölln: „Ich bin sehr erfreut, dass es endlich auch vegane Gerichte auf den Speiseplan geschafft haben. Ich hoffe, dass dies keine einmalige Aktion war, sondern würde mir ein dauerhaftes veganes Angebot wünschen.“ Aufgrund des großen Erfolgs haben wir die Aktionsgerichte, die bei unseren Schülerinnen und Schülern besonders gut angekommen sind, in den regulären Speiseplan übernommen.

Wie plant Sodexo, den Fleischanteil seiner Menüs weiter zu reduzieren?

Bei der Gestaltung unserer Speisepläne richten wir uns unter anderem strikt nach den Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die Schulverpflegung. Demnach gibt es pro Woche maximal 2 Fleisch- und 1 Fischgericht pro Menülinie. Bereits gelebte Praxis ist es außerdem, dass von unseren täglich zur Auswahl stehenden 3 Menülinien immer ein Menü vegetarisch oder sogar vegan ist. Ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen ist uns bei Sodexo extrem wichtig. Daher sind wir unter anderem Gründungsmitglied der Initiative „United Against Waste“, um gemeinsam mit unseren Marktbegleitern auf diesem Gebiet Standards zu setzen und uns gegen Lebensmittelverschwendung zu engagieren.

Wann wird es die nächste Veggie-Woche geben?

Die durchweg positive Resonanz, die wir mit der Aktion „Hin & Veg“ erzielt haben, bestärkt uns darin, dass wir mit diesem Angebot goldrichtig liegen. Daher wird eine Veggie-Woche sicher auch in Zukunft ein Bestandteil unserer Aktionen sein, die wir jährlich an rund 650 Schulen und 450 Kindertagesstätten anbieten. Wir sind davon überzeugt, mit dieser Aktionswoche eine wichtige und schöne Tradition begründet zu haben und freuen uns auf die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit mit ProVeg.

Vielen Dank, Herr Höfer, für das Interview.

Zusammenarbeit mit Sodexo: Veggie-Gerichte in über 600 Schulen

Vom 28. Mai bis 1. Juni 2018 veranstaltete das Cateringunternehmen Sodexo eine Veggie-Aktionswoche an rund 600 Schulen in ganz Deutschland. ProVeg unterstützte Sodexo bei der Menü-Gestaltung und begleitete die Woche mit Kochworkshops und Vorträgen durch die Aktion Pflanzen-Power. Unter dem Motto „Hin & Veg – es geht auch mal ohne Fleisch und Fisch“ veranstaltete das Cateringunternehmen Sodexo in Kooperation mit ProVeg Ende Mai 2018 eine bundesweite Veggie-Aktionswoche. Rund 600 Schulen, die von Sodexo beliefert werden, nahmen daran teil. Während eine Auswahl an vegetarischen Gerichten meist Standard in den meisten Schulen ist, werden vegane Mahlzeiten bisher kaum angeboten. Die Kinder und Jugendlichen hatten in dieser Woche also die Möglichkeit, rein pflanzliche Gerichte in der Mittagspause zu essen. Die meisten Aktionsgerichte gestaltete ProVeg mit, darunter einen Sesamburger mit Gemüsepatty sowie eine vegane Paella mit Kichererbsen. „Wir freuen uns über die Aufgeschlossenheit von Sodexo für das Veggie-Thema“, sagt Katleen Haefele, Leitung ProVeg Food Services. Sodexo versorgt aktuell in Deutschland, Österreich und der Schweiz täglich knapp 1,5 Millionen Verbraucherinnen und Verbraucher, davon 140.000 Kinder und Jugendliche in Schulen und Kindertagesstätten. Begleitend zur Veggie-Aktionswoche organisierte die Aktion Pflanzen-Power Kochworkshops und Vorträge an manchen der teilnehmenden Schulen. Zusätzlich zu den Mittagsgerichten von Sodexo konnten die Kinder in Kochgruppen kalte Pausensnacks selbst zubereiten: Ob vegane „Nutella“ und „Raffaello“ oder Couscous-Salat – für jeden Geschmack war etwas dabei! Das im Vortrag gelernte Wissen über die Vorteile einer pflanzlichen Ernährung konnten die Schülerinnen und Schüler im Workshop direkt anwenden. Am Ende gingen alle Kinder und Jugendlichen mit vollen Bäuchen und neuen Rezepten nach Hause. ProVeg sowie die BKK ProVita danken an dieser Stelle den Aktiven der Regionalgruppe Potsdam und Friedrichshain sowie Wilmersburger und Allos, die die Aktionstage durch ihre köstlichen Produkte für den Informations- und Verkostungsstand unterstützten.  

Berliner Schüler schauten eine Woche lang über den Tellerrand

Die Anna-Seghers-Schule in Berlin veranstaltete vom 10. bis 13. Juli 2017 ihre alljährliche Projektwoche mit abschließender Schulparty. Im Rahmen des Projekts „Über den Tellerrand schauen“ brachte die Aktion Pflanzen-Power des VEBU und der Krankenkasse BKK ProVita den Schülern das Thema pflanzliche Ernährung näher.

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