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Veggie-Schule in Freiburg: Hier kochen die Kinder mit

Die Kapriole in Freiburg im Breisgau ist eine von etwa 100 freien Alternativschulen in Deutschland. Für die rund 150 Schülerinnen und Schüler stehen ausschließlich vegan-vegetarische Gerichte auf dem Speiseplan. Im Interview erzählen die Köchin Maike Weis und die Lehrerin Sabine Herzmann, warum sich die Schule für die Veggie-Küche entschieden hat und wie diese bei den Kindern ankommt.

Wie fügt sich das vegan-vegetarische Küchenkonzept in das Gesamtkonzept der Kapriole ein?
Sabine Herzmann: Die Kinder an der Kapriole haben die Freiheit zu lernen, wann, wo, was, wie und mit wem sie wollen. Als freie demokratische Schule gehen wir außerdem respektvoll und verantwortlich miteinander, mit unserer Umgebung und mit der Welt um. Die Frage, wie wir uns ernähren, ist ungemein vielschichtig. Sie reicht von unserer persönlichen Gesundheit über globale Gerechtigkeit bis hin zum Klimawandel. Eine vegan-vegetarische Schulküche ist eine naheliegende Umsetzung dieser Werte und hat sich deshalb ganz natürlich in die Entwicklung der Schulgestaltung eingefügt.

Wie werden die Schülerinnen und Schüler in die Menüauswahl und die Essenszubereitung einbezogen?
Maike Weis: Die Schülerinnen und Schüler können jederzeit Lob und Kritik an der Menügestaltung äußern. Spezielle Essenswünsche werden nach Möglichkeit in die Tat umgesetzt. Die Küche steht kleinen und großen Helferinnen und Helfern fast immer offen. Zusätzlich gibt es Projekttage zum Thema Kochen, beispielsweise um den Aspekten „gesund“ und „saisonal“ nachzugehen.

Sabine Herzmann: Auf Schulfahrten versorgen wir uns selbst. Hier werden Kochgruppen gebildet, die individuell entscheiden, was sie zubereiten möchten. Außerdem gibt es einen Backclub und regelmäßige Backangebote. Die selbst gemachten Leckereien werden dann in der Schule verkauft, um die Zutaten zu finanzieren. Auch an dieser Stelle können die Kinder Wünsche äußern, gemeinsam Rezepte aussuchen und diese nach Belieben mit alternativen Zutaten gestalten.

Wie sieht das Angebot an pflanzlichen Gerichten aus?
Maike Weis: Das Essen ist immer vegetarisch, zusätzlich gibt es eine vegane Option. Außerdem stehen eine glutenfreie Alternative sowie Vollkornprodukte zur Wahl. Wichtig ist vor allem, dass die Mahlzeiten ausgewogen sind. Bunte Salate mit Sprossen, Rohkost und gerösteten Nüssen machen Appetit und Lust auf Gesundes. Mit einer abwechslungsreichen Auswahl an Soßen, Pestos und Dips bieten wir für etwas für jeden Geschmack. Unsere Zutaten stammen zu 100 % aus biologischem Anbau. Das meiste Obst und Gemüse beziehen wir sogar direkt aus der Region.

Wie wird das Thema fleischfreie Ernährung in den Unterricht integriert?
Sabine Herzmann: In der Auseinandersetzung mit ihren eigenen Lebens- und Ernährungsgewohnheiten kommen Schülerinnen und Schüler immer wieder auf das Thema. So bringen sie es entweder selbst in die Schulgemeinschaft ein oder stoßen im Rahmen verschiedener Themenschwerpunkte darauf. Beschäftigen wir uns beispielsweise mit Landwirtschaft oder Klimawandel, kommt die vegetarisch-vegane Lebensweise zur Sprache. Auch im Fach „Gesundheit und Soziales“ sowie beim gemeinsamen Backen im Backclub stellen wir den Bezug her.

Welche Herausforderungen und welche Chancen sehen Sie für die vorwiegend pflanzliche Schulverpflegung?
Maike Weis: Ohne Fleisch zu kochen ist gar kein Problem. Milchalternativen sind manchmal etwas ungewohnt für den Geschmackssinn der Kinder, aber mit ein paar kleinen Tricks lassen sich auch diese problemlos in den Menüplan einbauen. Besonders einfach ist veganes Backen: Kuchen und Co. schmecken allen gut.
Vegetarisch zu essen ist mittlerweile ja schon etwas gesellschaftlich Normales geworden. Daher hoffe ich, dass in Zukunft eine fleischfreie Schulverpflegung Alltag wird und die Kinder schon in der Schule lernen und erfahren, wie einfach es ist, sich gesund und nachhaltig zu ernähren.

Nachhaltigkeit hört beim Essen nicht auf: Die Kapriole möchte in diesem Jahr die Schule um ein weiteres Gebäude in ökologischer Holzbauweise ergänzen und freut sich über Unterstützung.

Vielen Dank für das Interview, Frau Weis und Frau Herzmann.