Jannet und Frank Herfert leben mit ihrem Sohn Ben (2,5 Jahre) in Berlin. Im Frühling wird ihre Tochter zur Welt kommen. Die Familie ernährt sich seit vielen Jahren vegan.
Warum haben Sie sich dazu entschieden, sich und Ihre Kinder pflanzlich zu ernähren?
Da wir bereits selbst mehrere Jahre lang vegan lebten, haben wir diesen Lebensstil auch während der ersten Schwangerschaft beibehalten. Unser Kleiner hat sich im Bauch, beim Stillen und jetzt mit fester Nahrung wie im Bilderbuch entwickelt. Der Auslöser für unsere Ernährungsumstellung war eine stärkere Beschäftigung mit der industriellen Tierhaltung. Als sich bei Recherchen herausstellte, dass eine vegane Ernährung sogar deutlich gesünder sein kann, stand die Entscheidung schnell fest.
Welche Erfahrungen haben Sie in Bezug auf die Ernährung während der Schwangerschaft gemacht?
Es gab sowohl skeptische als auch sehr positive Rückmeldungen. Wir haben uns intensiv mit der veganen Ernährungsweise beschäftigt und konnten auf fast jede Frage eine gute Antwort geben. Sowohl unsere Hebamme als auch unsere Frauenärztin waren dem Ganzen positiv gegenüber eingestellt, da sie gemerkt haben, dass wir uns mit der Thematik auskennen. Als bei den einzelnen Ultraschalluntersuchungen sichtbar wurde, dass sich das Kind vorbildlich entwickelt, und sämtliche Nährstofftests positiv ausgefallen sind, konnte ein Nährstoffmangel ausgeschlossen werden.
Beschreiben Sie bitte Ihren Familienalltag.
Nach Feierabend und der Kita verbringen wir unsere Zeit gern mit Spaziergängen, Radtouren oder in einem nahe gelegenen Park. Wenn es das Wetter hergibt, ist Pfützenspringen das Highlight für unseren Sohn. Nachdem er im Bett ist, geht Mama zum Yoga und Papa gern ins Fitnessstudio – an faulen Tagen werden abends Filme geschaut. Mit zweieinhalb Jahren hat unser Kleiner jedoch oft so viel Energie, dass er uns früh am Morgen weckt und abends teils erst um 21 Uhr im Bett ist. Wir achten auf eine ausgewogene vegane, jedoch nicht ausnahmslos perfekt gesunde Ernährung. Unter der Woche gibt es abends oft Salat, frisches Brot, Nudeln oder Brokkolisuppe, am Wochenende dann gern auch einmal vegane Burger oder Pizza von einem der vielen veggie-freundlichen Restaurants in Berlin.
Wie oft und was kochen Sie mit Ihrem Sohn?
Unser Kleiner kocht gern mehrmals in der Woche mit. Er steht stolz auf seinem Hocker an der Arbeitsplatte und darf Soßen umrühren, Gerichte würzen, Spaghetti zerbrechen oder Pizza belegen. Am meisten Spaß macht es ihm, den Mixer anzuschalten, um Obst und Gemüse zu Smoothies zu verarbeiten.
Gab es bislang irgendwelche Hürden bei der pflanzlichen Kinderernährung und wie sind Sie damit umgegangen?
Eine vegane Schwangerschaft ist für uns bisher sehr leicht gewesen. Wer selbst stillen kann, hat den Vorteil, keine künstliche Säuglingsmilch nutzen zu müssen, die fast immer Kuhmilch enthält. Sobald es erste feste Nahrung gab, haben wir problemlos Gerichte selbst gekocht oder für unterwegs ab und zu auch vegane Babynahrung mit Gemüse in Gläschen aus der Drogerie genutzt. Sehr gern hat unser Sohn damals bereits grüne Smoothies getrunken und so mehr Nährstoffe als aus gekochten Breien bekommen.
Im Kindergarten wurde die Ernährungssituation etwas schwieriger. Wir hatten leider keine Möglichkeit, unser Kind in einer veganen oder vegetarischen Kita unterzubringen, obwohl es hiervon jedes Jahr mehr gibt. In unserer Kita enthalten fast alle Gerichte Wurst, Fleisch oder Milchprodukte. An Tagen ohne Fleisch wird leider nur Fisch angeboten. Hierfür bringen wir Alternativen mit, damit er auch Kartoffelbrei mit veganen Würstchen, Nudeln mit veganer Bolognese-Soße oder vegane Nuggets mit veganer Sahnesoße essen kann. Wir wünschen uns gesünderes Essen dort, sind aber froh, dass es momentan per Mitbringen vernünftig funktioniert.
Wie empfinden Sie das vegane Angebot in deutschen Städten?
Da wir in Berlin wohnen, sind wir hier sehr verwöhnt. Bei Besuchen von Verwandten in anderen Städten merkt man, dass das Angebot schwächer ist, aber jedes Jahr deutlich besser wird. Neben den regulären Restaurants und Bistros mit veganem Angebot ist es toll, dass in fast allen Supermärkten und Drogerien eine Vielzahl von pflanzlichen Produkten verfügbar ist und man sich unterwegs problemlos vegan versorgen kann.
Welche Tipps haben Sie für angehende Eltern, die über pflanzliche Kinderernährung nachdenken?
Es ist für alle Eltern hilfreich, wenn man sich grundlegend mit dem täglichen Nährstoffbedarf auskennt. Vegane Ernährungspyramiden und Ernährungsposter wie die vom VEBU helfen, Ideen für ausgewogene Rezepte zu finden. Wir haben unserem Kleinen von Anfang an viele unterschiedliche Gerichte angeboten. So konnte er lernen, was ihm schmeckt, und ist insgesamt weniger wählerisch in Bezug auf neue Lebensmittel. Wie viele andere Kinder würde er am liebsten den ganzen Tag nur Nudeln oder Weißbrot essen, was leider wenig Nährstoffe enthält. Kombiniert mit frischen Aufstrichen und einem leckeren Smoothie zum Nachtisch wird das Ganze jedoch deutlich gesünder.
Vielen Dank, Frank Herfert, für das Gespräch!